Es ist rot!

S nuije Psairer Wërterpuëch ist erschienen! 

 

Von MuseumPasseier

 
 

Die Vorstellung eines Dialekt-Wörterbuchs ist eine äußerst seltene Angelegenheit – in Passeier gab es eine solche Veranstaltung nun bereits zum zweiten Mal. Nach der Premiere vor 20 Jahren (im Oktober 2004 war als erstes Buch des verlag.Passeier das Passeirer Wörterbuch erschienen) stellten die Autoren Harald Haller und Franz Lanthaler am 7. Dezember ihre überarbeitete und stark erweiterte zweite Auflage im Museum vor.

Hausherrin Monika Gögele übergab nach ihrer Begrüßung das Wort an Landesrätin Rosmarie Pamer, die nicht mit ihrem bekannten Passeirer Hou, sondern mit einem nicht minder kräftigen Statement startete: Das erste Passeirer Wörterbuch von 2004 sei nicht nur ein wichtiges kulturelles Signal gewesen, sondern bis heute unerreichtes Vorzeigewerk geblieben, um welches das Tal südtirolweit beneidet würde. In den letzten 20 Jahren habe der Dialekt die Werbung und sozialen Medien erreicht und dadurch für viele eine weitere Bedeutung erhalten, nicht nur, wenn es darum gehe, wie man af Psairerisch schreiben solle. 

Es folgte ein dialektaler Appetizer durch den Liedermacher Pepi Platter, danach kamen einführende Worte des Verlegers und Herausgebers Albert Pinggera. Der Typograf, der auch für die Gestaltung verantwortlich zeichnet, stellte das Team hinter dem Wörterbuch vor und dankte der Lektorin Judith Schwarz für ihre Unterstützung. Nachdem die ersten Pläne und Arbeiten zum Wörterbuch vor nunmehr einem Vierteljahrhundert mit der Passeirer Lebensweisheit „in ar hiinign Goaß Tee inschittn“ verglichen worden seien, zeige die Herausgabe des neuen Wörterbuchs in gedruckter und digitaler Form, dass die totgeglaubte Goaß doch lebe.

Max Siller (links im Bild), Professor für germanistische Mediävistik an der Universität Innsbruck im Ruhestand, lobte die unermüdliche Erforschung des Passeirer Dialekts als Lebenswerk seines Fachkollegen Franz Lanthaler und bot danach als Enderjocher amüsante Übersetzungsversuche vom Rignaunerischn ins Psairerische. Er spannte den Bogen vom charakteristischen Endungs-e, das mitunter bei Begriffen wie der Foon (die Fahne) fehle, bis zum sogenannten sprachlichen Zeigegestus von Gebirgsbewohner*innen, den Franz Lanthaler erstmals für seinen Dialekt analysiert habe. Er endete, passend zum Tuifltoog am vorvorigen Tag, mit Passeirer Redewendungen und Sprichwörtern zum Teufel.

Hans Moser, ebenfalls emeritierter Professor an der Uni Innsbruck sowie deren ehemaliger Rektor, attestierte dem Buch in seiner ausführlichen Rezension gute Lesbarkeit durch genaue Lautwiedergabe, Tiefe durch gründliches Ausarbeiten verschiedener Wortbedeutungen und Lebendigkeit durch eine Vielzahl an Beispielsätzen. Er freue sich besonders über den Ausbau der grammatikalischen Feinheiten wie beispielsweise des Konjunktivs, die Steigerung der Stichwörter um 25 Prozent im Vergleich zur Erstausgabe und das aufschlussreiche Kapitel „Einiges zum Passeirer Dialekt“. Sein Fazit: Das Wörterbuch sei mehr als ein Wörterbuch, an dem nicht nur das vierköpfige Team gearbeitet, sondern das ganze Tal beigetragen habe. 

Harald Haller skizzierte wortgewandt die Entstehung des Wörterbuchs vom allerersten Stichworteintrag am PC mit dem Wörtchen pfent (eng sitzend) über die „Erscheinung“ des Sprachwissenschaftlers Franz Lanthaler am Laapperg im Jahr2001 und damit dem Beginn einer kongenialen Zusammenarbeit – bis zum Striëln in 9.000 Stichwörtern im Online-Wörterbuch in der vergangenen Nacht. Der Volkskundler, für den der Dialekt Passeirer Kulturgeschichte überliefert oder (immer noch) widerspiegelt und wie ein Schlüssel zum Welt- und Selbstverständnis des alten Passeier sei, verpasste der am Vortag freigeschalteten Online-Datenbank das Prädikat „giwaltig“, was im Psairerischn quasi der Superlativ von giwåltig ist.

Anschließend lenkte Franz Lanthaler anhand beredter Beispiele den Blick auf jene Besonderheiten, die ihn am Dialekt fesseln und ließ erahnen, welch umfangreiches Fachwissen, aufmerksames Hinhören und jahrelanges Forschen hinter seinen mitreißenden Ausführungen stecken. Er dankte allen Gewährspersonen, namentlich Eberhard Steiner und Arnold Rinner, für ihre Hilfe beim Verknüpfen der Dialektwörter zu Flora und Fauna mit den entsprechenden wissenschaftlichen lateinischen Namen.

Nach einem langen Applaus führte Albert Pinggera noch das Online-Wörterbuch (www.werterpuech.it) und seine praktischen Suchfunktionen vor. Die Textsammlung sei gemeinsam mit dem IT-Experten André Ennemoser aus St. Martin in eine digitale Datenbank importiert und daraus das neue Buch sowie die Basis für die Internet-Plattform gestaltet worden, die Trägerschaft und Weiterentwicklung liege in Zukunft beim MuseumPasseier.

Nach den vielen Worten zum Wörterbuch leitete Pepi Platters ålter Fraint – die Hymne der alten Passeirer Kultband „Quo vadis“ – zu Buchverkauf, Signierung und Umtrunk über. Das Buch ist über das Museum, aber auch in Buchhandlungen und beim verlag.Passeier erhältlich.

 

Fotos: Albert Pinggera und MuseumPasseier

BUCH

Passeirer Wörterbuch
(Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage)

Wörter – Ausdrücke – Beispiele
Über 9500 Passeirer Wörter von aa wass bis zwui mit der Übersetzung ins Hochdeutsche
von Harald Haller und Franz Lanthaler

Hardcover, leinengebunden, 384 Seiten
2024, verlag.Passeier
ISBN: 978–88–89474–27–3
€ 24,50

PRESSE

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