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Die vier Hofertöchter
Welche taugt zur Opernfigur?
Welche taugt zur Opernfigur?
Von MuseumPasseier
Andreas Hofer ist ein Opernheld. Bereits 1830 wird ihm in London die Oper “Hofer, oder: Der Tiroler Tell” gewidmet, 1835 in Paris die Opéra-comique “Alda”, in der er allerdings Max Hofer heißt. Im Grunde alles verstaubte Operngeschichten, die schon mal bessere Tage erlebt haben.
Was hat Passeier sonst noch in punkto Oper zu bieten? Da fallen wohl vielen drei Schwestern aus St. Leonhard ein, die sich als Opern- bzw. klassische Sängerinnen einen Namen gemacht haben. Eine davon, Ulrike Haller, hat sich kürzlich im Museum mit einer ungewöhnlichen Idee gemeldet. Als Hofer-Nachfahrin möchte sie eine Oper zu Hofers Töchtern singen. Und ist deshalb auf Stoffsuche.
Die Quellen sind spärlich und zweifelhaft. Während über die Mutter Anna Ladurner zumindest Gerichts- und Polizeiprotokolle sowie Bittschriften da sind, fehlen bei den Töchtern rekonstruierbare Berichte oder gar von ihnen verfasste Dokumente: Die “Fakten” sind mehr Erzählung als Forschung, schreibt Hoferbiograf Andreas Oberhofer zur Frage nach der Quellenlage.
Ein*e Opernregisseur*in allerdings will etwas anderes wissen: Sind diese Erzählungen spannend? Taugen sie für die Bühne? Und um welche markante Figur soll sich die Oper drehen? Es braucht sehnsüchtige Zweigesänge der Verliebten und schwelende Familienzwiste, leidende Heldenfiguren und zornige Bösewichte, unterhaltsame Wirtshausszenen und sterbende Schwäne. Die vielen historischen Lücken, die uns zu schaffen machen, sind für eine Operngeschichte vielleicht gar nicht relevant: Es zählt das Kopfkino bzw. die Kopfoper.
Deshalb die Frage: Welche der Hofertöchter taugt zur Opernfigur? Wobei – nebenbei – uns erst jetzt auffällt, dass es keine Hinweise gibt, ob Mitglieder der Hoferfamilie musikalisch bewandert waren oder Instrumente spielten. Und, was uns seit unserem Gespräch mit Ulrike Haller auch zum Nachdenken gebracht hat: Wer pflegte die alte, bettlägerige Mutter im Dezember 1836? Fakt ist nämlich, Anna Ladurner stirbt keinen klassischen Operntod mit Dolch oder Gift, sondern an Entkräftung und alleine, ihre vier Töchter sind zu dem Zeitpunkt bereits tot. Vielleicht schaffen auch diese Leerstellen Platz für musikalische Überraschungen.
Im Folgenden also nun – bunt gemischt – Dichtung und Wahrheit über die Sandhoftöchter, was der Schöpfung einer neuen Opernkomposition als Anregung dienen möge.
Notizen von Rudolf Granichstaedten-Czerva (1885–1767) zu den Sandwirtstöchtern, Originale im Archiv der Tiroler Matrikelstiftung in Innsbruck. Der Jurist und Genealoge hatte u.a. zu Hofers Kindern geforscht und 1926 das Buch “Andreas Hofer. Seine Familie, seine Vorfahren und seine Nachkommen” herausgegeben. Zu den vier Töchtern hat er allerdings auch nicht mehr als einige Eckdaten herausgefunden. Foto: Tiroler Matrikelstiftung.
Tochter 1
Maria, die gegen den Willen der Mutter einen armen Stallknecht heiraten will und dafür bis zum Kaiser schreibt.
Die älteste Tochter Maria (~*16.02.1797) durchlebte im Kriegsjahr 1809 mit ihrer Mutter mehrere Stationen der Flucht vom Sandhof. Laut den Gerichtsaussagen der Sandwirtin waren die jüngeren Mädchen zeitweise bei Bekannten in St. Martin untergebracht. Mit dem Sohn Johann und eben mit der zwölfjährigen Maria flüchtete sie angeblich im November 1809 “am Keller” (Hof in der Kellerlahn gegenüber von St. Martin) und war dann ab Andreastag (30. November) in Pfelders, in Stuls und auf der “Schönnaer Alp” (Schönau in Hinterpasseier).
1811, mit 14 Jahren, wurde Maria zu den Tertiarschwestern nach Bozen geschickt, womöglich nicht nur um ihr eine gute Unterkunft und Mädchenbildung zukommen zu lassen, sondern vielleicht auch, um sie von “weltlichen Gefahren” abzuschirmen. Sie war dort vielleicht eine der sogenannten “Kostfräulein”, die im Kloster Kost und Logis gefunden haben, geistlich erzogen und durch das Angebot der Mädchenschule rudimentär unterrichtet worden sind, meint Schwester Anna Elisabeth Rifeser, die sich intensiv mit den historischen Quellen beschäftigt hat. “Kostfräulein” halfen zudem in der Küche, im Garten oder im Haus mit, erledigten Botengänge und Besorgungen oder erlernten Techniken wie Goldstickereien usw. Wir wissen nicht, wie lange sie dort war. Der Passeirer Landrichter schreibt 1828, von den vier Töchtern sei nur Maria nicht überheblich geworden: Sie hätte ihrer Mutter im Gasthaus geholfen, mit schlichter Bildung und gutem Herzen. Als sich eine Beziehung mit dem fünf Jahre älteren Andreas Erb anbahnt, sind Mutter und Geschwister nicht begeistert. Er ist ein armer Bauernsohn aus dem Tal, dem die Landwirtschaft mehr liegt als die Gastwirtschaft und der bereits seit mehreren Jahren am Sandhof als Knecht arbeitet. Es kommt angeblich zu Drohungen und Intrigen, Andreas Erb muss das Haus verlassen. Maria wendet sich an den Kaiser höchstpersönlich, um von ihm eine Heiratserlaubnis zu bekommen. Der Richter bescheinigt, dass es keine moralischen Einwände gegen die Ehe gäbe. Ein Passus, der nicht in das offizielle Urteil übernommen worden ist, lautet: Man sieht nicht ein, warum Andrä Erb seine Blicke nicht auf eine Sandwirthstochter, welche keineswegs mit besonderen körperlichen Reitzen ausgestattet ist, oder wegen Reichthum oder Bildung eine glänzende Partie wäre, erheben dürfte. Er ist ihrer würdig, und schwerlich möchte sie je eine bessere Wahl treffen können. Maria heiratet also mit 33 Jahren Andreas Erb, führt den Sandhof ihrer Mutter Anna Ladurner pachtweise gemeinsam mit ihrem Ehemann weiter, bringt drei Töchter zur Welt und stirbt mit 38 Jahren am 22. Juli 1835. Ein gutes Jahr nach Marias Tod lässt die 71-jährige Mutter Anna Ladurner als Sandhof-Eigentümerin ein Testament aufsetzen. Der Sandhof hatte sich inzwischen ökonomisch einigermaßen erholt. Die Landwirtschaft samt Wirtshaus sollte Maria Hofer und Andreas Erbs ältester Tochter Anna Erb (bzw. als nächste Erbfolgerinnen deren jüngeren Schwestern Maria und Rosa Erb) um einen Kaufpreis von 9.000 Gulden zukommen. Die drei Schwestern bzw. Enkelinnen von Anna Ladurner sind zu diesem Zeitpunkt sieben, fünf und zwei Jahre alt. Trotz Testament wird es anders kommen, keine von Marias Töchtern wird den Sandhof als Erbin übernehmen.
Tochter 2
Rosa, die vom Sandwirt zum Brühwirt zieht und dort kein Glück hat….
Rosa (*~30.08.1798) ist beim Tod ihres Vaters zwölf Jahre alt. Über sie ist derzeit am wenigsten bekannt. Sie ist 1811 angeblich bei den “Englischen Fräulein” in Meran, bislang konnte im dortigen Archiv oder im Stadtarchiv Meran jedoch kein Schriftstück zu ihr gefunden werden. Mit 19 Jahren hat sie vielleicht am Nonsberg eine Arbeitsstelle, denn die Mutter Anna Ladurner schreibt im April 1817 an ihren Sohn (Rosas Bruder): Die Rosa, so in Einsperg ist, schreibt mir sehr offt, ob du nicht einmall herauf komest. Wie viele Informationen würden wir wohl aus Rosas Briefen erhalten, wenn sie denn auffindbar wären?
Mit 32 Jahren heiratet Rosa dann Josef Holzknecht, den Wirt vom Gasthaus Brühwirt in St. Leonhard. Neun Monate später wird der Sohn Josef geboren, der im Alter von 6 Tagen an Diphterie (Gichter) stirbt. Kurz darauf später ist sie wieder schwanger, der zweite Sohn Johann lebt nur sieben Tage (der Eintrag im Taufbuch lautet wiederum: Gichter; nach 12 Stunden gestorben). Elf Monate später kommt der dritte Sohn auf die Welt, der wie sein berühmter Großvater auf den Namen Andreas getauft wird. Rosa erkrankt kurz nach der Entbindung und stirbt 13 Tage später mit 34 Jahren (und als erste der vier Schwestern) am 23. September 1832, laut Taufbuch an “Nervenfieber”. Kurioserweise hat die Schriftstellerin Klara Pölt (1862–1926) 1917 in einer Anekdote ihre Begegnung mit Rosas Tochter festgehalten, wobei Rosa keine Töchter hatte. In der Erzählung zeigt ihr (die fiktive) Tochter als alte Frau eine silberne Dose mit dem eingravierten Namen ihrer Mutter und berichtet, was ein Zeitgenosse immer erzählt haben soll: A saubers Weibets ists gwesen, das Hofer Rosele, und grad souvl a schöns Haar hat sie ghabt, man sieht sie selten, die Farb, nöt braun und nöt rot.
Der Sohn Andreas Holzknecht jedenfalls überlebt als einziges Kind den frühen Tod seiner Mutter. Er zieht aus Passeier fort und wird Handelsmann in Meran, sein Vater hatte nämlich nach eineinhalb Jahren erneut geheiratet und sein jüngerer Halbbruder Vinzenz sollte 1874 den Brühwirt erben.
Tochter 3
Anna, die von ihrer Tante zu einem gebildeten Stadtmädchen erzogen werden soll und am Krankenbett ihrer Mutter sterben wird.
Die dritte Tochter Anna (*~13.03.1803) hat ihre Mutter wohl am wenigsten erlebt. 1811 – die Halbwaise ist gerade mal acht Jahre alt – schickt Anna ihre gleichnamige Tochter zum Kuraten in Platt, Magnus Prieth (1783–1832), als Haushaltshilfe. Von 1815 bis 1825 lebt sie in Brünn bei ihrer Tante Maria Ladurner (02.01.1782–17.07.1845), die eine Schwester ihrer Mutter ist und unter dem geistlichen Namen Cordula im dortigen Ursulinenkloster weilt. Anna bekommt eine “städtische Erziehung” und kehrt 1825 als 22-Jährige für fünf Jahre an den Sandhof zurück. In dieser Zeit schreibt der Landrichter von Passeier, obwohl Anna in “guten Häusern” in Österreich gelebt habe, könne ein Menschenkenner sehen, dass ihre Bildung nur Scheinbildung sei und der “Urstoff” einer Wirtstochter überall herausblicke. Anna lebt dann von 1830 bis 1835 in Wien, während dieser fünf Jahre sterben in Passeier ihre drei Schwestern Rosa (1832), Gertraud (1834) und Maria (1835). Zu Annas Aufenthalt in Wien ist bislang nichts Weiteres bekannt, auch nicht ob sie Kontakt zu ihrem Bruder Johann hat, der 1834 mit seiner Familie dorthin übersiedelt ist und einen k.k. Tabak-Hauptverlag führt. Als ihre Mutter Anna erkrankt, kommt die ledige Tochter im Herbst 1835 wieder heim, um sie zu pflegen. Vielleicht hat sie sich auch um die drei kleinen Töchter ihrer im Juli verstorbenen Schwester Maria gekümmert.
Zu dieser Zeit lässt die alte Mutter ihr Testament aufsetzen, in dem Anna 970 Gulden zugesprochen werden und zusätzlich 1.000 Gulden in bar für die geleistete Krankenpflege und gezeigte kindliche Liebe. Weiters sollte sie das Mobiliar und die Kleidung und Wäsche der Sterbenden zur freien Wahl erhalten und ein “Gastzimmer” am Sandhof immer zur Verfügung stehen. Doch dann erkrankt diese letzte noch lebende Tochter und stirbt am 28. November 1836 an “Lungensucht” (evtl. Tuberkulose). Wer sich danach um die kranke Hoferwitwe kümmern musste, ist nicht bekannt, vielleicht deren siebenjährige Enkelin und Halbwaise Maria Erb. Anna Ladurner stirbt jedenfalls acht Tage nach dem Tod ihrer Tochter an “Entkräftung”.
Tochter 4
Gertraud, die als einzige Tochter nach dem Tod ihres Vaters die trauernde Mutter erlebt.
Die jüngste Tochter Gertraud (*~15.02.1805) wird mit fünf Jahren Halbwaise: Eine knappe Woche nach ihrem fünften Geburtstag erschießt man Andreas Hofer in Mantua – dass ihr Vater tot ist, erfahren die Kinder (wie auch die Ehefrau Anna) allerdings erst Wochen später. Während Gertrauds ältere Schwestern bald darauf in geistliche Obhut gegeben werden, bleibt sie als Nesthäkchen wohl bei ihrer Mutter am Sandhof. Über diese Zeit ist bislang nichts bekannt. 1819/20 scheint in den Protokollen der “Englischen Fräulein” in Meran eine Gertrud Hofer, 15 Jahre als “Kostgängerin” auf, sie ist am 9. September 1820 in die dritte Klasse eingetreten. Das Alter würde passen, auch die Angabe im Feld zum Beruf des Vaters bzw. zur Herkunft: Wirth, Leonhart. Dann finden wir erst wieder 1830 Einträge, und zwar in den Kirchenbüchern der Pfarre St. Leonhard: Gertraud heiratet mit 25 Jahren den Mesner Johann Haller von St. Leonhard und bekommt drei Kinder: Anna, Johann und Georg. Ein halbes Jahr nach der letzten Entbindung stirbt sie, mit 29 Jahren, im Sterbebuch ist “Leberleiden” als Todesgrund angegeben. Somit ist sie die einzige Hofertochter, die ihren 30. Geburtstag nicht mehr erlebt, ihre Schwestern sind immerhin 38, 32 und 33 Jahre alt geworden. Vier Monate nach ihrem Tod stirbt der zweitgeborene Sohn Johann im Alter von zwei Jahren. Der jüngste Sohn Georg wird dann wieder einen Bezug zum Sandhof haben, an dem seine Mutter aufgewachsen ist: Er ist zunächst wie sein Vater Mesner von St. Leonhard (vulgo Messner Jörgl), wird dann dort Postmeister und als 1890 die Tiroler Matrikelstiftung den Sandhof erwirbt, wird er dessen Pächter.
Na? Wer ist für euch die Favoritin?
Auch wenn das Libretto erst geschrieben und eine Finanzierung gefunden werden muss (oder gar aus der Oper nichts werden sollte), Ulrike Haller und das Museum freuen sich auf geschichtliche Hinweise, aber auch über Anregungen fürs Drehbuch.
Quellen:
Die Angaben stammen, sofern nicht angegeben, aus Kirchenbüchern und dem Kapitel “Das weitere Schicksal des Sandhofs und der Familie Hofers” in Oberhofer Andreas: Der Andere Hofer. Der Mensch hinter dem Mythos. Innsbruck 2009 (S. 363–395).
Little Hofer
Ein Tabletopper plaudert aus dem Modellbaukästchen.
Ein Tabletopper plaudert aus dem Modellbaukästchen.
Von David Hofer
Es gibt heutzutage viele Hobbys, denen man nachgehen kann. Ich persönlich habe mich in meiner Innsbrucker Studienzeit für eine eher exotische Variante entschieden, wobei es unterschiedliche Bezeichnungen dafür gibt: Tabletop, Miniature Wargaming oder Mandlr såmmln. Außenstehenden kann man dieses Hobby am ehesten mit den Begriffen Zinnsoldaten – Modellbau – Schach erklären. Diese Freizeitbeschäftigung besteht aus Sammeln, Basteln, Malen und auch dem Spielen von Partien.
Üblicherweise werden Figuren als Bausätze bestellt, zusammengebaut und dann bemalt. Die Figuren bestehen neben Metall inzwischen aus Hartplastik, Resin (Kunstharz) und anderen Materialien. Neueste Entwicklung ist der moderne 3-D Drucker für den Haushalt, womit man sich die Figuren selber zuhause drucken kann. Hobbybegeisterte möchten die Figuren auch einsetzen und in einer Art Strategiespiel werden historische Auseinandersetzungen nachgestellt und das eigene taktische Geschick überprüft. Sehr beliebt ist dabei die sogenannte Franzosenzeit, also der Zeitraum Andreas Hofers.
Es gibt mehrere verschiedene „Settings“ für dieses Produkt. Ob Antike, Mittelalter, Neuzeit oder Moderne, man wird Miniaturen und Zusatzmaterialien dafür finden. Gerade die Auseinandersetzung mit den jeweiligen geschichtlichen Begebenheiten machen zu einem großen Teil die Faszination dieses Hobbys aus. Ich persönlich habe in meiner Sammlung größtenteils spätmittelalterliche Figuren, ergänzt mit einigen fantastischen und mythologischen Elementen (wer kann schon einem Drachen widerstehen?).
Die Ära Napoleons gehört zu den populärsten Produktlinien. Bis heute denkt man bei Zinnsoldaten üblicherweise an die uniformierten französischen Truppen mit den großen Hüten. Zusätzlich hat dieser Zeitraum den Vorteil, dass es eine große Anzahl verschiedener Mächte gab, die an den Konflikten beteiligt waren und sich dadurch historisch korrekt abbilden lassen. Das historisch akkurate Darstellen ist ein gewichtiger Punkt. Es gibt Erzählungen, wie Leute dafür streng gerügt wurden, die Epaulette (Schulterbesatz einer Uniform) im falschen Farbton bemalt zu haben.
Und wo passt hier nun der Andreas Hofer hinein? Da zahlreiche Hobbyisten und Hersteller leidenschaftliches Interesse für Napoleons Zeit haben, gibt es dazu sehr viele verschiedene Produkte. Unter anderem eben auch Figuren für Andreas Hofer und Tiroler. So ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass zwei US-Amerikaner an einem verregneten Nachmittag vielleicht das zweite Gefecht am Berg Isel nachstellen. Dafür brauchen sie Gelände, Miniaturen und Spielregeln. Größtes Problem beim Tiroler Volksaufstand, so entnimmt man es den Hobbyforen, ist dabei die authentische Darstellung des steilen Geländes.
Den Andreas Hofer und die Tiroler gibt es von mehreren Herstellern. 2009, passend zum Gedenkjahr zu 1809, kam erstmalig eine Andreas Hofer Figur auf dem Markt. Überraschenderweise war Australien der Herkunftsort, wohl noch ein britisches Erbe. Sozusagen dr Andr von Down Under.
Selbstverständlich hat das Mutterland des modernen Miniaturenschmiedens nachgezogen und es gibt ebenso einen Andreas Hofer aus dem Vereinigten Königreich.
In naher Zukunft wird es einen Andreas Hofer „Made in Germany“ geben. Über Crowdfunding finanziert versucht der Hersteller passende Miniaturen zu entwerfen. Dass Gemälde Vorlagen sein können, zeigen bereits diese Truppen aus dem Bild zu einem Gefecht bei Wörgl in Nordtirol.
Interessant zu lesen sind die Foren-Diskussionen der Hobbyisten. In diesen tauschen sich die Hobbyisten darüber aus, mit welchen Spielregeln sie Andreas Hofer und die Tiroler darstellen können. Gut durch das Gelände sollen sie sich bewegen können. Einen Bonus im Kampf gegen die Bayern erhalten. Und sehr tapfer sein. Dafür aber keine zu geordneten Schlachtordnungen und Formationen.
Ich persönlich besitze keine der offiziellen Tiroler-Figuren. Aber nach meiner Zeit in Innsbruck bekam ich von einem Freund eine von ihm gebastelte Miniatur. Dafür hat er verschiedene Teile aus passenden Gussrahmen kombiniert, um einen eigenen und einmaligen Andreas Hofer zu erschaffen. Und dazu gab es noch einen Trupp Tiroler von 1809, ebenfalls aus diversen Bausätzen selbst gebastelt.
UPDATE | 2. Dez. 2022
Mittlerweile steht das Design für “The Alps Aflame. The Tyrolean Rebellion of 1809” und die Crowfunding-Kampagne für die Produktion von 180 Figuren ist gestartet.
UPDATE | 30. Jan. 2024
Wir haben nun einen Tyrolean Captain aus dem 3-D-Drucker! Herzliches Danke an David, “Little Hofer” bekommt bald einen Platz in der Hoferausstellung.
UPDATE | 12. Feb. 2024
Little Hofer ist jetzt farbig.
Guck, ein Nepomuk!
Von den vielen Heiligen fasziniert einer besonders. Der mit dem markanten Namen.
Von den vielen Heiligen fasziniert einer besonders: Der mit dem markanten Namen.
Von MuseumPasseier
Im Passeier wird aus dem heiligen Johannes Nepomuk meist der Näppermukk – damit klingt der Märtyrer mit dem etwas speziellen Nachnamen gleich weniger exotisch. Fast so, als spräche man über einen liebenswerten, alten Kumpel. Dass der Näppermukk eigentlich Johannes Wölfflin hieß, steht zwar auf Wikipedia, wissen aber wenige. Und dass es im heutigen Tschechien eine Stadt mit dem ehemaligen Namen Pomuk gibt, ebenso. „Ne Pomuk“ bedeutet „aus Pomuk“ – und damit ist klar, wie Johannes Wölfflin zu seinem Namen gekommen ist, der also gar kein Nachname ist.
Über den Nepomuk aus Pomuk und die Nepomuks in Passeier handelt eine neue Passeirer Publikation. Monika Mader hat sich intensiv mit dem Märtyrer beschäftigt, den man als Beschützer vor Wassergefahren und als Schutzheiligen der Priester und des Beichtgeheimnisses kennt. Gemeinsam mit Katrin Klotz und Werner Graf berichtet sie auf 150 Seiten über die 200-jährige Geschichte der Kirche zum Heiligen Johannes Nepomuk in Wans in Walten, Gemeinde St. Leonhard in Passeier.
Der Star der Publikation ist aber Johannes Nepomuk. Das liegt an einem Ritual, das in Walten jährlich im Juni Teil der Johannes-Prozession ist und wie ein Leichenzug bei einem Begräbnis anmutet. Eine lebensgroße Holzfigur des toten Nepomuk wird auf einer Bahre aus dem Waltnerbach geborgen (nachdem sie am Morgen dort hinein gelegt worden ist) und zu Fuß etwa 3 km zum Wånser Kirchl getragen. Ein eigenartiges und auch einzigartiges Schauspiel.
Daneben enthält das Buch eine Kollektion an Nepomuks aus Passeier. Die Gemälde, Fresken und Skulpturen, die die Künstler der Passeirer Malerschule geschaffen haben. Dazu natürlich auch Bildstöcke, von denen aus der dargestellte Nepomuk die Landschaft vor Wasserfluten schützen sollte. Und dann ist darin auch der Nepomuk auf einem Weihwasserkrügl abgebildet, das im MuseumPasseier hängt. Ein ganz spezielles Objekt.
Der Wandkessel aus Zinn trägt die Initialen ALH. Dass es das Weihwasserkrügl der Anna Ladurner Hofer war, liegt nahe. Die Sandwirtin und Ehefrau von Andreas Hofer hat sehr gerne ihren Besitz gekennzeichnet bzw. vielmehr kennzeichnen lassen, sie war ja Analphabetin. So finden wir ihren Namen auf gar einigen Möbelstücken.
Warum ein Weihwasserkessel mit dem Johannes Nepomuk? Das Motiv ist für einen Weihwasserkessel selten, obwohl die Lebensgeschichte des Johannes Nepomuk mit Wasser zu tun hat: Er selbst konnte sich aus den Fluten der Moldau nicht retten, aber möglicherweise sollte er den Sandhof vor der nahen Passer bewahren. Daneben steht der Brückenheilige auch für Verschwiegenheit und Beichtgeheimnisse – auch dazu hätte die Frau des gefeierten und gejagten Oberkommandanten sicherlich einiges zu erzählen gewusst.
Der wunderliche Wånser Näppermukk macht wundrig: In welchen Bildstöcken, an welchen Wänden, auf welchen Gebrauchsgegenständen in Passeier ist der Heilige mit Kreuz in der Hand (und bisweilen dem Zeigefinger vor dem Mund) noch zu finden? Somit scheint die neue Passeirer Publikation sagen zu wollen: Haltet Ausschau nach „Johannis Näppermukk, der (nit lai) unter der Prugge in Lättn huckt“.
Kennst du Nepomuk-Darstellungen in Passeier? Wir freuen uns, wenn du sie uns zuschickst.
Ich trage einen großen Namen
Wenn man als bärtiger Hofer-Nachfahre im Hofer-Museum arbeitet.
Fernsehstar wider Willen. Oder: Vom Museum in die Unterhaltungsshows.
Von David Hofer
Meine Mitarbeit im MuseumPasseier begann 2008, ein netter Nebenjob als Ergänzung zum Studium. Mittlerweile 14 Jahre und tatsächlich auch einen Studienabschluss später bin ich immer noch Teil des Museumteams. Erst vor kurzer Zeit gab es eine interne Veränderung und wir Mitarbeiter*innen wurden gebeten uns kurz vorzustellen. Ich erwähnte meine üblichen Arbeitsbereiche im Museum und ergänzte „falls ein Gesicht für Film oder Fernsehen gesucht wird, dann schickt man üblicherweise mich vor“.
Tatsächlich kam es bereits zu drei solcher TV-Produktionen. Natürlich liegt dies nicht nur daran, dass ich im MuseumPasseier arbeite, vielmehr daran, dass ich zusätzlich zu den über 500 lebenden Nachfahr*innen des Andreas Hofers gehöre und bequemerweise im dazugehörigen Museum zu erreichen bin. Dreimal kam bisher also ein Anruf, dass ein Hofer-Verwandter gesucht wird und meine halbherzigen Versuche auf andere Nachfahr*innen zu verweisen, blieben bislang erfolglos.
2017, 250 Jahre nach Hofers Geburt, wurde das Museum wegen eines neuen Dokumentationsfilmes der Reihe Universum History kontaktiert. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, mein kurzes Radiointerview im Gedenkjahr 2009 bliebe der Höhepunkt meiner medialen Präsenz – oder auf Platz 2, immerhin war ich als Grundschulkind vom Rai Sender Bozen zum Suppentag interviewt worden. Universum History war sicherlich die größte der Produktionen, an der ich teilhaben durfte. Viele verschiedene Drehorte, ORF und Arte involviert, einiges an Zeitaufwand. Robert Neumüller, der Regisseur und ein echter Wiener, begleitete mich freundlich und hatte in der gemeinsamen Zeit stets Geduld für meine Laienfragen. Wichtigste Anweisung war dabei, dass ich mir ja nicht den Bart stutzte.
Ich versuchte meine Rolle so gut es ging zu erfüllen. Dargestellt wurde ich als Historiker, was vermutlich in Anbetracht meines Geschichtestudiums innerhalb der Lehramtsausbildung etwas übertrieben war. Aber zum Wohle des Filmes wurde dick aufgetragen. Unter anderem musste ich mit fachmännischem Blick alte Dokumente durchblättern, die ich nicht wirklich entziffern konnte. Paläografie gehörte leider nicht zu meinen besuchten Lehrveranstaltungen. Spätestens als ich diese Einstellung zum dritten Mal wiederholen sollte, sah ich ein, dass Schauspielerei nichts für mich war.
An einem anderen Tag, es war der Herz-Jesu-Sonntag, sollte ich dann den urigen Passeirer mimen. Der Regisseur erkannte aber recht schnell, dass ich in der Rolle nicht wirklich überzeugte, als ich mich beladen mit Fackeln die steilen Hänge in Glaiten hinaufquälte. Die Filmproduktion war für mich insgesamt eine Fortbildung. Ich durfte mich mit vielen Menschen unterhalten, die zu Andreas Hofer forschten und mir neue Inhalte und Perspektiven darstellten. Hier und da versuchte ich in den Gesprächen natürlich etwas „Schleichwerbung“ für das Museum zu platzieren.
Bereits im Jahr darauf, 2018, sollte ich zwei weitere Male vor einer Kamera sitzen. Anders als die große Filmproduktion war es jeweils nur ein kurzer Auftritt. Abermals klingelte das Telefon im Museum und wieder wurde auf mich verwiesen, als die im SWR etablierte Sendung “Ich trage einen großen Namen“ einen Nachfahren des Andreas Hofers suchte. Im Endeffekt handelt es sich dabei um ein „Wer bin ich“-Spiel, wobei Prominente versuchen die Vorfahr*innen mithilfe von Fragen zu erraten. Dafür durfte ich erster Klasse mit dem Zug nach Baden-Baden anreisen, in einem schönen Hotel unterkommen und neben den Anreise-, Verpflegungs- und Unterkunftskosten, erhielt ich sogar zusätzlich ein Honorar. Was ich ebenso erhielt, war eine E-Mail nach dem Auftritt. Laut dieser hätte ich im nachfolgenden Gespräch der Show das Heldentum des Andreas Hofers zu wenig herausgehoben. So hatte ich mir meine erste Fanpost nicht vorgestellt.
Der letzte Fernsehauftritt war ein spaßiges Gespräch mit Hanno Settele, der in der unterhaltsamen Reihe „Der Kurier des Kaisers“ versuchte herauszufinden, wie viel jedes Bundesland in Österreich wert war. Mit Augenzwinkern wurde ich hierbei in Innsbruck gefragt, wie es mit der Vermarktung des Andreas Hofers aussehen würde. Natürlich gefilmt vor einem HOFER – also der Supermarktkette.
Es waren interessante Erfahrungen, besonders die große Filmproduktion. Andererseits genoss ich den letzten Auftritt wohl am meisten, da er die lockerste Atmosphäre bot und ich allgemein nur einen kleinen Part darin hatte (auch wenn ich erneut als Historiker ausgegeben wurde).
Was am Ende bleibt sind von Zeit zu Zeit keck lachende Bekannte, Freund*innen sowie auch Schüler*innen mit dem darauffolgenden Satz: „Ich habe dich/Sie gestern im Fernsehen gesehen.“
Come Hofer finì al museo
Riaffermare immagini e modi di pensare ormai noti? La mostra Eroi & Hofer vuole di più.
Un museo dedicato ad Andreas Hofer nel cuore della Val Passiria?
Ci si aspetterebbe un luogo di pura celebrazione patriottica.
Testo: Josef Rohrer
Traduzione: Susanna Piccoli
Voce: Monika Gögele
Per i patrioti tirolesi il Sandhof è un luogo sacro. Qui è venuto al mondo Andreas Hofer. Qui il destino lo indusse ad assumere il ruolo di David contro il Golia Napoleone. Qui vicino, abbandonato da Dio, imperatore e patria, fu catturato dai soldati francesi dopo il fallimento dell’insurrezione del 1809.
Il Sandhof divenne in seguito meta di pellegrinaggio. In una saletta celebrativa si potevano vedere alcuni oggetti appartenuti a Hofer.
E nell’anniversario della sua morte gli Schützen celebrano tradizionalmente una messa commemorativa nella cappella di Hofer.
Sorprendentemente il potenziale museale di questo luogo rimase ignorato per molto tempo. Solo nel 1995 fu fondata un’associazione con l’obiettivo di istituire al Sandhof un museo della Passiria. Sul prato adiacente furono raggruppati vari edifici storici a creare un tipico maso contadino. Nel fienile del Sandhof trovò collocazione una raccolta di oggetti etnografici. E nell’antica stalla fu inaugurato un piccolo museo dedicato a Hofer con delle vetrine ricche di cimeli.
Un film fu una prima licenza a mostrare che la prospettiva stava cambiando. Con sottile ironia e una tecnica di animazione talvolta bizzarra racconta la vita di Hofer. Il film è stato criticato da più di un fervente patriota che lo ha definito irriverente.
Poi arrivò il 2009. Il Tirolo celebrò per un anno intero e con gran clamore l’insurrezione di 200 anni prima. Fu costruito un edificio adiacente e sotterraneo, con una superficie espositiva di 500 metri quadrati. Allo scopo di ospitare un’esposizione che mostrasse come si era arrivati alle insurrezioni tirolesi. Ma in realtà il concetto espositivo va oltre la mera rappresentazione dei fatti storici.
“Nessuno è eroe davanti al suo cameriere”. Delle citazioni come questa fanno intuire fin dall’inizio: in questo percorso museale non si troverà la glorificazione del barbuto eroe popolare. Si propone invece un approccio differenziato al culto dell’eroe in generale. All’ingresso viene proiettato un videoclip con eroi odierni in posa, accompagnato come colonna sonora da una canzone di David Bowie. “We can be heroes just for one day”, recita una frase del testo.
La figura di Andreas Hofer è posta al centro, ma in realtà costituisce un esempio. Quando nel film dedicato a Hofer si sente l’ultimo sparo del plotone d’esecuzione a Mantova, la voce narrante si chiede: “Cosa sarebbe diventato Hofer, se all’epoca Napoleone lo avesse graziato?”
Sicuramente non un eroe. Perché uno come lui doveva morire tragicamente per poter assurgere ad eroe. Una relativizzazione del suo ruolo, e un’anticipazione dell’ultima sezione del percorso. Quella che mostra la trasfigurazione di Hofer in eroe.
Le visitatrici e i visitatori si confrontano in prima istanza con la storia narrata in modo vivace. Possono osservare come le guerre napoleoniche spostarono i confini d’Europa. Apprendono che il Tirolo fu sottratto all’Austria e annesso alla Baviera. La Baviera che era alleata di Napoleone.
Erano due mondi che si scontravano: Da un lato il Tirolo contadino, chiuso e superstizioso. Dall’altro la Baviera illuminata, con un re che voleva creare uno stato moderno su modello di quello francese. Quali motivazioni stavano alla base delle riforme bavaresi in Tirolo? Come sono stata accolte dai e dalle tirolesi? L’incomprensione reciproca risulta palpabile.
Nonostante le difficoltà nell’utilizzare contemporaneamente quattro lingue, il museo fa un uso intenso del mezzo audio. È così che l’arciduca Johann promette ai Tirolesi incolleriti di inviare l’armata austriaca in loro aiuto. Nelle postazioni audio collocate lungo il percorso prendono anche la parola quattro significative figure di donne. Introducono un punto di vista femminile nella recezione quasi esclusivamente maschile dell’anno 1809.
Un famoso dipinto di Albin Egger-Lienz è stato riprodotto per il museo in un rilievo ligneo. Mostra Padre Haspinger che guida i contadini all’attacco. La sua croce è in alto come fosse un vessillo da battaglia. Dietro di lui i contadini tirolesi con scuri e correggiati. I tirolesi comandati da Andreas Hofer riuscirono per un certo tempo a preoccupare le truppe di Napoleone. Conseguirono alcune vittorie spettacolari. Hofer si insediò a Innsbruck come “reggente del Tirolo”. La sua bizzarra reggenza durò appena due mesi.
Le visitatrici e i visitatori si ritrovano in un labirinto. Sperimentano come doveva sentirsi Hofer. Hofer non sapeva cosa fare:
Lasciato senza notizie chiare da Vienna in merito alla pace che era stata conclusa. Circondato da voci contrastanti. Gli uni che vogliono convincerlo ad arrendersi. Gli altri che lo incitano a proseguire una lotta senza speranza. Hofer è un uomo dilaniato dall’incertezza.
Nonostante il fallimento, la sua ribellione fu esaltata in seguito come eroica. Il crescente sentimento nazionale del Diciannovesimo secolo necessitava di simboli. In uno di questi fu trasformato un uomo semplice e barbuto che per difendere le sue convinzioni non aveva esitato a sfidare una grande potenza. Un simbolo non solo per i tirolesi. Ma anche per i romantici tedeschi e inglesi.
Ai meccanismi che portano alla produzione di eroi è dedicato l’ultimo terzo dell’esposizione. Servendosi della letteratura, della pittura, della musica e della scultura fu plasmata la figura eroica da utilizzare a svariati scopi. Per ottenere prestiti di guerra durante la Prima guerra mondiale. Come testimonial per campagne antitaliane. Come logo per prodotti quali grappa e speck. Ad eroine ed eroi vengono attribuite forze sovrannaturali. Ma contro l’appropriazione essi sono impotenti.
Ad Andreas Hofer è stata almeno risparmiata una cosa: molte figure nell’incessante produzione di eroi cadono rapidamente nell’oblio. Hofer invece è ancora sorprendentemente vivo dopo 200 anni. Nell’ultima sala espositiva, un Pantheon moderno, Hofer è di nuovo uno tra tanti. Si trova in cerchio in compagnia di Superman, Juri Gagarin, Nelson Mandela e altri ancora. E cerca ancora di dare una risposta sul perché ogni epoca e ogni regione tendano a crearsi le proprie eroine e i propri eroi.
Helden & Hasenfüße
“Wie viele Helden braucht ein Land?” fragt Selma Mahlknecht in der F.A.Z.
Selma Mahlknecht schreibt in der F.A.Z über Andreas Hofer, Benito Mussolini, neue Covid-19-Helden und Elena De Salvo.
Ein Himmel für Helden
Das Museum widmet sich einem für ein Talmuseum überraschenden Thema.
Wie wird aus der Saga eines angestaubten Volkshelden des 19. Jahrhunderts ein Museum für das 21. Jahrhundert?
Von Josef Rohrer
Der Sandhof ist für Tiroler Patrioten ein ehrwürdiger Ort. Hier kam Andreas Hofer zur Welt. Hier zwang das Schicksal ihn in die Rolle des David, der dem Goliath Napoleon die Stirn bieten musste. Hier in der Nähe, von Gott, Kaiser und Vaterland verlassen, nahmen französische Soldaten ihn nach der gescheiterten Rebellion von 1809 gefangen. In der Folge entwickelte sich der Sandhof zur Pilgerstätte. In einem kleinen Gedenkraum waren einige Hofer-Objekte zu sehen. An seinem Todestag halten Schützen vor einer Hofer-Kapelle traditionsgemäß Gedenkfeiern ab.
Das museale Potenzial dieses Ortes blieb aber überraschend lange ungenützt.
Erst 1995 entstand ein Verein mit dem Ziel, am Sandhof ein Talmuseum einzurichten. Nebenan auf einer Wiese wurden historische Gebäude, anderswo vom Abriss bedroht, zu einem für Passeier typischen Haufenhof vereint. In der Scheune des Sandhofs fand 2001 eine Sammlung volkskundlicher Objekte ihren Platz, und im ehemaligen Stall eröffnete ein kleines Hofer-Museum, bestehend aus reich bestückten Vitrinen.
Ein erstes Zugeständnis an die sich ändernden Sehgewohnheiten: Ein Film von knapp 20 Minuten erzählt mit feiner Ironie und teils schräger Animationstechnik Hofers Leben. (Stramme Patrioten kritisierten den Film umgehend als Frechheit.) Zwei Außenstellen – ein kleines Almmuseum in einem Seitental und eine Ausstellung über die Talgeschichte in der oberhalb von St. Leonhard stehenden Jaufenburg – unterstrichen die auf das Tal konzentrierte Ausrichtung des Museums.
Dann kam 2009.
Tirol gedachte ein ganzes Jahr lang mit viel Tamtam der Rebellion 200 Jahren zuvor. Eine gute Gelegenheit, Politik und Wirtschaft außertourlich um Geld anzugehen. Der Museumsverein erreichte für seine Hofer-Sektion einen unterirdischen Zubau mit rund 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Darauf sollte laut Grobkonzept „frei von übertriebenem Patriotismus und auch aus der Sicht der ehemaligen Feinde“ aufgezeigt werden, wie es zu den Aufständen gekommen war. Die Basis lieferten Historiker*innen aus mehreren Ländern, die den neuesten Stand der Geschichtsforschung zusammenfassten. Für die Umsetzung ließ Albin Pixner, der überaus rührige Präsident des Museumsvereins, mutig einem kleinen Team freie Hand (dem Passeirer Grafiker Albert Pinggera, der Schweizerin Marina Morard und dem früheren Journalisten Josef Rohrer). Dieses nutzte den Freiraum und ging weit über das ursprüngliche Konzept einer Darstellung der geschichtlichen Ereignisse hinaus.
„Für Helden gilt die umgekehrte Perspektive: sie werden immer kleiner, je näher man ihnen kommt.“
Zitate wie dieses lassen bereits am Eingang erahnen, dass auf diesem Museumsparcours keine Huldigung an den bärtigen Volkshelden zu erwarten ist, sondern eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Heldenkult im Allgemeinen. Dass Andreas Hofer zwar im Zentrum steht, letztlich aber nur ein Beispiel ist (daher der Titel „Helden & Hofer“), zeigt am Eingang auch ein Videoclip mit Posen heutiger Helden, unterlegt mit einem Hit von David Bowie. „We can be heroes just for one day“, lautet eine Textzeile.
Der bereits erwähnte, mit einem neuen Schluss versehene Hofer-Film ist nun fester Bestandteil des Parcours und führt in die Vita Hofers ein. Wenn nach dem letzten Schuss des Exekutionskommandos zu Mantua die Projektionsfläche zur Seite rollt und den Weg freimacht für die folgenden Räume, fragt jetzt die Erzählstimme, was aus Hofer wohl geworden wäre, hätte Napoleon ihn damals begnadigt. Mit Sicherheit kein Held. Denn einer wie er musste dramatisch sterben, damit er als Held weiterleben konnte. Eine Relativierung seiner Rolle und Vorgriff auf den letzten Teil des Rundganges, der die posthume Herrichtung Hofers zum Heroen zeigt.
Die Besucher erleben erst einmal lebendig aufbereitete Geschichte. Auf einer interaktiven Karte können sie beobachten, wie sich als Folge der Napoleonischen Kriege die Grenzen verschoben, wie Tirol von Österreich abgetrennt und zu dem mit Napoleon verbündeten Bayern geschlagen wurde. Zwei Welten stießen in der Folge aneinander: Hier das bäuerliche, verschlossene, von Aberglauben durchzogene Tirol, dort das aufgeklärte Bayern, dessen König nach französischem Vorbild einen modernen Staat formen wollte. In einer Trennwand – helle, weiche Farben im Stil des Empire auf der einen Seite, dumpfes Halbdunkel einer Bauernstube auf der anderen – sind kleine Texttafeln integriert. Um ihre Achse drehbar, enthalten sie auf der einen Seite die Begründung für die bayerischen Reformen, auf der anderen Seite die Wirkung dieser Reformen auf die Tiroler. Das gegenseitige Unverständnis ist greifbar.
Die näselnde Stimme von Robert Palfrader (Wir sind Kaiser) lässt den Erzherzog Johann lebendig werden. Johann hatte leichtes Spiel, die wütenden Tiroler zur Rebellion gegen Napoleon und seine bayerischen Vasallen zu überreden. Die österreichische Armee, so versprach er in einem historisch belegten Aufruf, würde ihnen zu Hilfe kommen. Die gleiche Stimme ist später noch einmal zu hören: In einem inneren Monolog des Erzherzogs, als er den Tirolern schreiben muss, der Kaiser habe allen Beteuerungen zum Trotz mit Napoleon Frieden schließen und auf Tirol verzichten müssen. Trotz des schwierigen Umgangs mit gleich vier Sprachen nutzt das Museum intensiv das Audio. So kommen in Hörstationen entlang des Parcours vier zentrale Frauentypen zu Wort. Sie bringen eine weibliche Sichtweise in die fast nur maskuline Rezeption von Anno 1809 ein.
Eines der bekannteren Gemälde von Albin Egger-Lienz zeigt den voran stürmenden Pater Haspinger, ein Kreuz wie eine Gefechtsfahne emporgestreckt, Tiroler Bauern mit Beilen und Dreschflegeln hinterdrein. Für das Museum wurde es als raumfüllendes Holzrelief ausgearbeitet. Mit ihrer Guerrilla-Taktik, gestärkt von blindem Gottvertrauen, haben die Tiroler den ortsunkundigen Truppen Napoleons einige Zeit das Fürchten gelehrt. Den von Andreas Hofer kommandierten Rebellen gelangen einige spektakuläre Siege. Zuletzt am Bergisel. Hofer zog als Landeshauptmann in Innsbruck sein. Seine bizarre Regentschaft dauerte gerade mal zwei Monate.
Die Besucher finden sich in einem Labyrinth wieder und erleben, wie es Hofer zuletzt wohl ergangen sein muss.
Von Wien lange im Unklaren gelassen über den bereits vereinbarten Frieden, daher Opfer von sich widersprechenden Gerüchten, wusste er bald nicht mehr ein noch aus. Die einen versuchten, ihn zum Aufgeben zu überreden, andere zwangen ihn, den aussichtslosen Kampf weiterzuführen. Hofer, ein Zerrissener, ein Zweifler.
Trotz des Scheiterns wurde seine Rebellion später zur Heldengeschichte umgedeutet.
Das wachsende Nationalgefühl des 19. Jahrhunderts brauchte Symbole, und die Tiroler, aber auch deutsche und englische Romantiker, fanden sie in dem bärtigen einfachen Mann, der sich für seine Überzeugung mit einer Großmacht anlegte. Den Mechanismen der Heldenproduktion ist das letzte Drittel des Parcours gewidmet. Mit Hilfe der Medien, bei Hofer vor allem Literatur, Malerei, Musik und Bildhauerei, entstand eine heroische Figur, die sich für vielerlei gebrauchen ließ: als Werbung für Kriegsanleihen im Ersten Weltkrieg, als Testimonial für antiitalienische Kampagnen, als Logo für Schnaps und Speck. Helden werden übernatürliche Kräfte zugesprochen. Gegen ihre Vereinnahmung aber sind sie machtlos.
Andreas Hofer ist wenigstens eines erspart geblieben: Viele der Figuren aus der ständigen Heldenproduktion fallen, kaum auf dem Sockel angelangt, schon wieder in Vergessenheit. Hofer dagegen ist auch nach 200 Jahren noch erstaunlich präsent. Im letzten Raum des Museums, einem modernen Pantheon, steht er im Kreis mit Superman, Juri Gagarin, Nelson Mandela und anderen und versucht eine Antwort zu geben, warum jede Zeit und jede Region sich ihre Helden macht.
„Einfach fantastisch, wie aus einem abgedroschenen Thema etwas absolut Neues und Spektakuläres entsteht.“
Solche Kommentare stehen häufig im Gästebuch. Die Jury des European Museum Forum, für dessen Preis das MuseumPasseier 2012 nominiert war, lobte den interessanten Bogen von Hofer zu den Helden heutiger Zeit – „für die Besucher eine angenehme Überraschung am Ende eines abgelegenen Alpentales“.
Von den Reaktionen ermutigt, ging der Museumsverein 2013 noch einen großen Schritt weiter. Die Abteilung für Volkskunde wurde aus der Scheune des Sandhofs ausgelagert, um Platz zu schaffen für „Helden & Wir“, eine logische Ergänzung zu „Helden & Hofer“. Wir, das ist das Publikum im Allgemeinen in seiner Bewunderung für Helden, Stars und Vorbildern, die heute in scheinbar immer schnellerem Tempo von der Medienmaschinerie hervorgebracht werden. Wieder gab es außerordentlich viel Freiheit für das Gestalterteam (den grafischen Part bei diesem Projekt spielte Gruppe Gut, Bozen). Es nutzte die große Raumhöhe der ehemaligen Scheune und hängte sechs große Konusse in den Giebel – Symbol für die Lichtkegel, in denen Helden und Stars für gewöhnlich stehen. Ihre Position im Giebel zwingt zum Aufschauen.
Jeder Lichtkegel handelt von einer Facette des komplexen Themas der Heldenverehrung: Was unterscheidet Helden von Stars, und wer ist auch ein Vorbild? Woher rührt Courage? Und wofür stehen eigentlich diese Figuren, zu denen wir aufschauen? Philosophische Fragen, auf die „Helden & Wir“ keine Antworten präsentiert. Die wenigen Texte in der Ausstellung versuchen vielmehr, die Besucher zur Reflexion über ihre eigenen Helden- und Vorbilder anzuregen. Das Wesentliche soll im Kopf passieren. Passend dazu hat das Museum spezielle Materialien für Schulen aufgelegt, die das Hinterfragen von Vorbildern in den Unterricht einbauen.
Als Ausgleich zur Kopflastigkeit sammelt das Museum persönliche Objekte heutiger Stars und Helden.
Von Hermann Maier zum Beispiel ist bis auf Weiteres ein Ski zu sehen, den er bei seinem legendären Sturz in der Kombi-Abfahrt von Nagano getragen hat, vom Dalai Lama eine kleine Gebetsmühle und von dem in Südtirol als Sporthelden gefeierten Geher Alex Schwazer ein Paar Turnschuhe, in denen er in Peking olympisches Gold über 50 Kilometer gewann. Dass Schwazer dann vor den Spielen in London wegen Doping gesperrt wurde, zeigt die Brüchigkeit vieler Heldenbilder.
Als nächstes steht am Sandhof ein neues Konzept für die Volkskunde an. Damit dem Tal in diesem Talmuseum von all den Helden nicht ganz die Show gestohlen wird.
Der Artikel ist erschienen in:
Neues Museum 14-1, Graz: S. 14-18, Ein Himmel für Helden
Andreas-Hofer-Bus
1809 zog Andreas Hofer kreuz und quer durch Tirol. 200 Jahre später nahm eine Ausstellung auf Rädern den gleichen Weg.
15.000 Kilometer auf den Spuren des Tiroler Volkshelden. 1809 zog Andreas Hofer kreuz und quer durch Tirol, um den Aufstand gegen Bayern und Franzosen zu organisieren. 200 Jahre später nahm eine Ausstellung auf Rädern den gleichen Weg.
Von Josef Rohrer
Von Jänner 2009 bis Februar 2010 hat der auffällig gestaltete Kleinbus über 70 Routen und rund 15.000 Kilometer abgefahren: Einerseits wurden jene Orte in den drei Landesteilen des historischen Tirol (Nord- und Südtirol sowie Trentino) angefahren, an denen sich Andreas Hofer vor 200 Jahren aufgehalten hat. Hier standen Vorträge zu den geschichtlichen Ereignissen vor Ort, Exkursionen, Besuche von Schulklassen, Quiz mit Verlosungen und die Zusammenarbeit mit kulturellen Vereinen und Einrichtungen im Vordergrund. Neben Unterlagen, Büchern und Shopartikel, die der Infobus stets bei sich hatte, verteilte das MuseumPasseier bei jeder historischen Route zweisprachige Faltblätter mit Informationen zu den lokalen Ereignissen vor 200 Jahren.
Andererseits bot das MuseumPasseier mit dem Kleinbus Abendvorträge an. Insgesamt über 3.000 Interessierte haben das Angebot wahrgenommen und diese Art der lebendigen und modernen Geschichtsvermittlung positiv bewertet. Für das MuseumPasseier war das Projekt mit sehr viel Organisation, historischen Recherchen und Aufwand verbunden. Die begeisterten Rückmeldungen und der Werbeeffekt für das Museum waren aber der Lohn für das arbeitsreiche Gedenkjahr 2009/2010. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Kulturressort der Autonomen Provinz Bozen Südtirol durchgeführt.