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Giovanni Falcone e il mare

A trent’anni dall’assassinio di Giovanni Falcone, il Museo ospita tre oggetti personali del “cacciatore di mafiosi”,

Quello che molti non sanno: Il famoso “cacciatore di mafiosi” Giovanni Falcone sognava da giovane una carriera in marina. Foto: MuseoPassiria

A trent’anni dall’assassinio di Giovanni Falcone, il “cacciatore di mafiosi”, il Museo ospita alcuni oggetti personali appartenuti al magistrato per la mostra “Eroi & Noi”. Gli oggetti sono stati messi a disposizione dalla Fondazione Falcone di Palermo. 

Di Josef Rohrer

 

Nel 1957 all’età di 18 anni Giovanni Falcone entrò all’Accademia navale di Livorno. Avrebbe potuto intraprendere una carriera nella Marina italiana. Ma poco tempo dopo abbandonò l’Accademia, iniziò gli studi di Giurisprudenza, divenne giudice istruttore e in seguito membro di un’unità speciale di giustizia contro la mafia a Palermo. Nei primi anni Ottanta mediante verifiche bancarie fu in grado di mettere in luce gli stretti collegamenti tra Cosa Nostra in Sicilia e la mafia negli Stati Uniti.  

Fu ripetutamente minacciato, sia politici sia elementi dell’apparato giudiziario cercarono di ostacolare il suo lavoro. Il Pool Antimafia, del quale faceva parte oltre a Falcone tra gli altri anche Paolo Borsellino, riuscì tuttavia a indebolire la mafia giungendo a celebrare un maxiprocesso. La mafia si vendicò a modo suo: nel maggio 1992 fece esplodere una bomba sull’autostrada nei pressi di Palermo. Falcone, la moglie e tre agenti della scorta morirono nell’attentato. Due mesi più tardi nel centro di Palermo la mafia assassinò anche Borsellino e i cinque agenti che erano con lui. 

La sorella di Falcone, Maria, ha istituito una Fondazione allo scopo di tenere vivo il ricordo della coraggiosa lotta di Falcone contro la mafia. Su richiesta del MuseoPassiria la Fondazione mette ora a disposizione per la sezione espositiva “Eroi & noi” il berretto bianco con la scritta “Accademia navale” indossato da Falcone a Livorno, insieme al suo tesserino di riconoscimento: entrambi gli oggetti personali risalgono all’epoca “dei sogni”, come scrive Alessandro de Lisi della Fondazione, quando Falcone poteva ancora imprimere alla sua esistenza un percorso diverso. 

attraverso l’esposizione di alcuni oggetti selezionati. In mostra sono presenti tra gli altri cimeli del Dalai Lama, di Monika Hauser, fondatrice dell’organizzazione umanitaria Medica Mondiale, e del vescovo Erwin Kräutler, che nonostante le minacce di morte combatté per i diritti degli Indios in Brasile.   

Tre oggetti personali del più famoso cacciatore di mafiosi della storia italiana sono ora esposti al MuseoPassiria. Foto: MuseoPassiria  

 

La sezione “Eroi & noi” del MuseoPassiria è dedicata al tema di come vengono visti oggi eroi, star e idoli.

 
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Der Mafiajäger und das Meer

30 Jahre nach dem Mord an Giovanni Falcone bekommen wir persönliche Objekte des berühmten Mafiajägers.

Was viele nicht wissen: Der berühmte Mafiajäger Giovanni Falcone träumte in jungen Jahren von einer Karriere bei der Marine.

30 Jahre nach dem Mord am bekanntesten Mafiajäger der italienischen Geschichte bekommt das MuseumPasseier persönliche Objekte von Giovanni Falcone. Zur Verfügung gestellt hat sie die Falcone-Stiftung in Palermo. 

Von Josef Rohrer

 

Giovanni Falcone war 1957 als 18-Jähriger in die Marineakademie von Livorno eingetreten. Er hätte in der italienischen Marine Karriere machen können. Aber er verließ die Akademie nach kurzer Zeit, studierte Jura und wurde Untersuchungsrichter in Trapani und später Mitglied einer Sondereinheit der Justiz gegen die Mafia in Palermo. In den frühen 1980ern legte er über die Auswertung von Banküberweisungen enge Verbindungen zwischen der Cosa Nostra in Sizilien und der Mafia in den USA offen.  

Er erhielt häufig Drohungen. Politiker und auch Teile des Justizapparates versuchten, ihn in seiner Arbeit zu behindern. Dennoch gelang dem sogenannten Pool Antimafia, dem neben Falcone unter anderem auch Paolo Borsellino angehörte, mit einem großen Prozess eine Schwächung der Mafia. Sie rächte sich auf ihre Weise: Im Mai 1992 explodierte auf der Autobahn bei Palermo eine Bombe. Falcone, seine Frau und drei Leibwächter starben. Zwei Monate später ermordete die Mafia mitten in Palermo auch Borsellino und fünf seiner Begleiter. 

Falcones Schwester Maria gründete eine Stiftung. Die Erinnerung an Falcones mutigen Kampf gegen die Mafia sollte wachgehalten werden. Auf Anfrage des MuseumPasseier stellte die Stiftung für die Ausstellung „Helden & Wir“ jetzt die weiße Kappe mit der Aufschrift „Accademia navale“ zur Verfügung, die Falcone in Livorno getragen hatte, sowie seine Kennkarte: Persönliche Objekte aus einer Zeit „der Träume“, wie Alessandro de Lisi von der Stiftung schreibt, als Falcone seinem Leben noch eine andere Richtung hätte geben können. 

“Die ausgewählten Objekte für das MuseumPasseier sind drei Zeugnisse einer andauernden Leidenschaft für das Meer, einer Ära der Träume und einer grundlegenden Zeit der Ausbildung dieses heute historisch berühmten Richters Giovanni Falcone”, schreibt die Stiftung Falcone. Foto: MuseumPasseier

 

Die Ausstellung „Helden & Wir“ handelt davon, wie Held*innen, Stars und Vorbilder heute gesehen werden.

 
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Ein Himmel für Helden

Das Museum widmet sich einem für ein Talmuseum überraschenden Thema.

Foto: MuseumPasseier

Wie wird aus der Saga eines angestaubten Volkshelden des 19. Jahrhunderts ein Museum für das 21. Jahrhundert?

Von Josef Rohrer

 

Der Sandhof ist für Tiroler Patrioten ein ehrwürdiger Ort. Hier kam Andreas Hofer zur Welt. Hier zwang das Schicksal ihn in die Rolle des David, der dem Goliath Napoleon die Stirn bieten musste. Hier in der Nähe, von Gott, Kaiser und Vaterland verlassen, nahmen französische Soldaten ihn nach der gescheiterten Rebellion von 1809 gefangen. In der Folge entwickelte sich der Sandhof zur Pilgerstätte. In einem kleinen Gedenkraum waren einige Hofer-Objekte zu sehen. An seinem Todestag halten Schützen vor einer Hofer-Kapelle traditionsgemäß Gedenkfeiern ab.

Das museale Potenzial dieses Ortes blieb aber überraschend lange ungenützt.
Erst 1995 entstand ein Verein mit dem Ziel, am Sandhof ein Talmuseum einzurichten. Nebenan auf einer Wiese wurden historische Gebäude, anderswo vom Abriss bedroht, zu einem für Passeier typischen Haufenhof vereint. In der Scheune des Sandhofs fand 2001 eine Sammlung volkskundlicher Objekte ihren Platz, und im ehemaligen Stall eröffnete ein kleines Hofer-Museum, bestehend aus reich bestückten Vitrinen.

Ein erstes Zugeständnis an die sich ändernden Sehgewohnheiten: Ein Film von knapp 20 Minuten erzählt mit feiner Ironie und teils schräger Animationstechnik Hofers Leben. (Stramme Patrioten kritisierten den Film umgehend als Frechheit.) Zwei Außenstellen – ein kleines Almmuseum in einem Seitental und eine Ausstellung über die Talgeschichte in der oberhalb von St. Leonhard stehenden Jaufenburg – unterstrichen die auf das Tal konzentrierte Ausrichtung des Museums.

Dann kam 2009.
Tirol gedachte ein ganzes Jahr lang mit viel Tamtam der Rebellion 200 Jahren zuvor. Eine gute Gelegenheit, Politik und Wirtschaft außertourlich um Geld anzugehen. Der Museumsverein erreichte für seine Hofer-Sektion einen unterirdischen Zubau mit rund 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Darauf sollte laut Grobkonzept „frei von übertriebenem Patriotismus und auch aus der Sicht der ehemaligen Feinde“ aufgezeigt werden, wie es zu den Aufständen gekommen war. Die Basis lieferten Historiker*innen aus mehreren Ländern, die den neuesten Stand der Geschichtsforschung zusammenfassten. Für die Umsetzung ließ Albin Pixner, der überaus rührige Präsident des Museumsvereins, mutig einem kleinen Team freie Hand (dem Passeirer Grafiker Albert Pinggera, der Schweizerin Marina Morard und dem früheren Journalisten Josef Rohrer). Dieses nutzte den Freiraum und ging weit über das ursprüngliche Konzept einer Darstellung der geschichtlichen Ereignisse hinaus.

„Für Helden gilt die umgekehrte Perspektive: sie werden immer kleiner, je näher man ihnen kommt.“
Zitate wie dieses lassen bereits am Eingang erahnen, dass auf diesem Museumsparcours keine Huldigung an den bärtigen Volkshelden zu erwarten ist, sondern eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Heldenkult im Allgemeinen. Dass Andreas Hofer zwar im Zentrum steht, letztlich aber nur ein Beispiel ist (daher der Titel „Helden & Hofer“), zeigt am Eingang auch ein Videoclip mit Posen heutiger Helden, unterlegt mit einem Hit von David Bowie. „We can be heroes just for one day“, lautet eine Textzeile.

Der bereits erwähnte, mit einem neuen Schluss versehene Hofer-Film ist nun fester Bestandteil des Parcours und führt in die Vita Hofers ein. Wenn nach dem letzten Schuss des Exekutionskommandos zu Mantua die Projektionsfläche zur Seite rollt und den Weg freimacht für die folgenden Räume, fragt jetzt die Erzählstimme, was aus Hofer wohl geworden wäre, hätte Napoleon ihn damals begnadigt. Mit Sicherheit kein Held. Denn einer wie er musste dramatisch sterben, damit er als Held weiterleben konnte. Eine Relativierung seiner Rolle und Vorgriff auf den letzten Teil des Rundganges, der die posthume Herrichtung Hofers zum Heroen zeigt.

Die Besucher erleben erst einmal lebendig aufbereitete Geschichte. Auf einer interaktiven Karte können sie beobachten, wie sich als Folge der Napoleonischen Kriege die Grenzen verschoben, wie Tirol von Österreich abgetrennt und zu dem mit Napoleon verbündeten Bayern geschlagen wurde. Zwei Welten stießen in der Folge aneinander: Hier das bäuerliche, verschlossene, von Aberglauben durchzogene Tirol, dort das aufgeklärte Bayern, dessen König nach französischem Vorbild einen modernen Staat formen wollte. In einer Trennwand – helle, weiche Farben im Stil des Empire auf der einen Seite, dumpfes Halbdunkel einer Bauernstube auf der anderen – sind kleine Texttafeln integriert. Um ihre Achse drehbar, enthalten sie auf der einen Seite die Begründung für die bayerischen Reformen, auf der anderen Seite die Wirkung dieser Reformen auf die Tiroler. Das gegenseitige Unverständnis ist greifbar.

Die näselnde Stimme von Robert Palfrader (Wir sind Kaiser) lässt den Erzherzog Johann lebendig werden. Johann hatte leichtes Spiel, die wütenden Tiroler zur Rebellion gegen Napoleon und seine bayerischen Vasallen zu überreden. Die österreichische Armee, so versprach er in einem historisch belegten Aufruf, würde ihnen zu Hilfe kommen. Die gleiche Stimme ist später noch einmal zu hören: In einem inneren Monolog des Erzherzogs, als er den Tirolern schreiben muss, der Kaiser habe allen Beteuerungen zum Trotz mit Napoleon Frieden schließen und auf Tirol verzichten müssen. Trotz des schwierigen Umgangs mit gleich vier Sprachen nutzt das Museum intensiv das Audio. So kommen in Hörstationen entlang des Parcours vier zentrale Frauentypen zu Wort. Sie bringen eine weibliche Sichtweise in die fast nur maskuline Rezeption von Anno 1809 ein.

Eines der bekannteren Gemälde von Albin Egger-Lienz zeigt den voran stürmenden Pater Haspinger, ein Kreuz wie eine Gefechtsfahne emporgestreckt, Tiroler Bauern mit Beilen und Dreschflegeln hinterdrein. Für das Museum wurde es als raumfüllendes Holzrelief ausgearbeitet. Mit ihrer Guerrilla-Taktik, gestärkt von blindem Gottvertrauen, haben die Tiroler den ortsunkundigen Truppen Napoleons einige Zeit das Fürchten gelehrt. Den von Andreas Hofer kommandierten Rebellen gelangen einige spektakuläre Siege. Zuletzt am Bergisel. Hofer zog als Landeshauptmann in Innsbruck sein. Seine bizarre Regentschaft dauerte gerade mal zwei Monate.

Die Besucher finden sich in einem Labyrinth wieder und erleben, wie es Hofer zuletzt wohl ergangen sein muss.
Von Wien lange im Unklaren gelassen über den bereits vereinbarten Frieden, daher Opfer von sich widersprechenden Gerüchten, wusste er bald nicht mehr ein noch aus. Die einen versuchten, ihn zum Aufgeben zu überreden, andere zwangen ihn, den aussichtslosen Kampf weiterzuführen. Hofer, ein Zerrissener, ein Zweifler.

Trotz des Scheiterns wurde seine Rebellion später zur Heldengeschichte umgedeutet.
Das wachsende Nationalgefühl des 19. Jahrhunderts brauchte Symbole, und die Tiroler, aber auch deutsche und englische Romantiker, fanden sie in dem bärtigen einfachen Mann, der sich für seine Überzeugung mit einer Großmacht anlegte. Den Mechanismen der Heldenproduktion ist das letzte Drittel des Parcours gewidmet. Mit Hilfe der Medien, bei Hofer vor allem Literatur, Malerei, Musik und Bildhauerei, entstand eine heroische Figur, die sich für vielerlei gebrauchen ließ: als Werbung für Kriegsanleihen im Ersten Weltkrieg, als Testimonial für antiitalienische Kampagnen, als Logo für Schnaps und Speck. Helden werden übernatürliche Kräfte zugesprochen. Gegen ihre Vereinnahmung aber sind sie machtlos.

Andreas Hofer ist wenigstens eines erspart geblieben: Viele der Figuren aus der ständigen Heldenproduktion fallen, kaum auf dem Sockel angelangt, schon wieder in Vergessenheit. Hofer dagegen ist auch nach 200 Jahren noch erstaunlich präsent. Im letzten Raum des Museums, einem modernen Pantheon, steht er im Kreis mit Superman, Juri Gagarin, Nelson Mandela und anderen und versucht eine Antwort zu geben, warum jede Zeit und jede Region sich ihre Helden macht.

„Einfach fantastisch, wie aus einem abgedroschenen Thema etwas absolut Neues und Spektakuläres entsteht.“
Solche Kommentare stehen häufig im Gästebuch. Die Jury des European Museum Forum, für dessen Preis das MuseumPasseier 2012 nominiert war, lobte den interessanten Bogen von Hofer zu den Helden heutiger Zeit – „für die Besucher eine angenehme Überraschung am Ende eines abgelegenen Alpentales“.

Von den Reaktionen ermutigt, ging der Museumsverein 2013 noch einen großen Schritt weiter. Die Abteilung für Volkskunde wurde aus der Scheune des Sandhofs ausgelagert, um Platz zu schaffen für „Helden & Wir“, eine logische Ergänzung zu „Helden & Hofer“. Wir, das ist das Publikum im Allgemeinen in seiner Bewunderung für Helden, Stars und Vorbildern, die heute in scheinbar immer schnellerem Tempo von der Medienmaschinerie hervorgebracht werden. Wieder gab es außerordentlich viel Freiheit für das Gestalterteam (den grafischen Part bei diesem Projekt spielte Gruppe Gut, Bozen). Es nutzte die große Raumhöhe der ehemaligen Scheune und hängte sechs große Konusse in den Giebel – Symbol für die Lichtkegel, in denen Helden und Stars für gewöhnlich stehen. Ihre Position im Giebel zwingt zum Aufschauen.

Jeder Lichtkegel handelt von einer Facette des komplexen Themas der Heldenverehrung: Was unterscheidet Helden von Stars, und wer ist auch ein Vorbild? Woher rührt Courage? Und wofür stehen eigentlich diese Figuren, zu denen wir aufschauen? Philosophische Fragen, auf die „Helden & Wir“ keine Antworten präsentiert. Die wenigen Texte in der Ausstellung versuchen vielmehr, die Besucher zur Reflexion über ihre eigenen Helden- und Vorbilder anzuregen. Das Wesentliche soll im Kopf passieren. Passend dazu hat das Museum spezielle Materialien für Schulen aufgelegt, die das Hinterfragen von Vorbildern in den Unterricht einbauen.

Als Ausgleich zur Kopflastigkeit sammelt das Museum persönliche Objekte heutiger Stars und Helden.
Von Hermann Maier zum Beispiel ist bis auf Weiteres ein Ski zu sehen, den er bei seinem legendären Sturz in der Kombi-Abfahrt von Nagano getragen hat, vom Dalai Lama eine kleine Gebetsmühle und von dem in Südtirol als Sporthelden gefeierten Geher Alex Schwazer ein Paar Turnschuhe, in denen er in Peking olympisches Gold über 50 Kilometer gewann. Dass Schwazer dann vor den Spielen in London wegen Doping gesperrt wurde, zeigt die Brüchigkeit vieler Heldenbilder.

Als nächstes steht am Sandhof ein neues Konzept für die Volkskunde an. Damit dem Tal in diesem Talmuseum von all den Helden nicht ganz die Show gestohlen wird.


Der Artikel ist erschienen in:
Neues Museum 14-1, Graz: S. 14-18, Ein Himmel für Helden

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Abenteuer Jaufenstraße

Die Sonderausstellung erzählt vom strenghen Perg und über die Zeit der ersten Automobile im Passeier.

Bis vor kurzem war Besucher*innen der Zutritt in den Sandwirtskeller verwehrt. Seit Juni dieses Jahres präsentiert sich hier die Sonderausstellung „Abenteuer Jaufenstraße 1912-2012“.

Von Albin Pixner

 

Eingangs sehen wir, wie Reisende aus vergangenen Zeiten den Jaufen gesehen haben. So schreibt ein deutscher Maler, er habe auf Händen und Füßen kriechen müssen, ein Schriftsteller berichtet von einem Bärenwetter und wieder andere lamentieren über den schrecklichen Weg und die Riesenbollwerke aus Felsen. Übrigens: Während wir heute mit dem Auto bequem in 45 Minuten von St. Leonhard nach Sterzing gelangen, berichten diese Quellen von 7 bis 8 Stunden Gehzeit.

Ein Passeirer fährt nicht.
Seit Urzeiten führte nur ein Saumweg über den Pass und der Verkehr wurde von Säumern und Kraxenträgern bestimmt, die Waren transportierten. Wie der alte Jaufenweg verlief, liegt teilweise immer noch im Dunkeln. Auf alle Fälle spricht man von vier Varianten des alten Jaufenweges, was die Nordseite betrifft. Ab St. Leonhard führten vermutlich zwei Wege bis nach Walten.

Die Passeirer waren seit jeher als Wanderhändler unterwegs, passend dazu auch der Spruch: „Ein Passeirer geht und trägt, aber er fährt nicht.“ Eine naheliegende Notwendigkeit, denn das Tal bot für die ärmliche Bevölkerung nur bedingt Lebensmittel und Arbeitsmöglichkeiten, verbindet aber das Burggrafenamt mit dem Inn- und oberen Eisacktal. Und lange Zeit konnten Waren zu Fuß oder mit Saumpferden rascher über den Jaufen befördert werden, als es der Straßenverkehr über Bozen imstande war.

Bärenstarke Kraxenträger
Die Passeirer Kraxenträger waren im alten Tirol bekannt. Auf ihren Kopfkraxen trugen sie Waren vom Burggrafenamt über den Jaufen ins Inntal und bis nach Bayern. Es gibt kaum eine Ware mit der Kraxenträger und Säumer nicht hausierten, von Salz, Obst, Getreide, Wein und Schnaps bis zu Vogelkäfigen, Geschirr, Uhren, Bildern und verbotenen Büchern. Auch wenn die Zölle oft umgangen wurden, blieb ihr Verdienst mehr als bescheiden. Ihre Lasten waren aber umso höher: Frauen trugen durchschnittlich bis zu 65 kg, Männer bis zu 85 kg auf dem Rücken. In Erzählungen und Anekdoten sind sie bisweilen zu Bärenkräften gekommen: So soll der große Ultner über 280 kg  getragen und die Lasten der anderen Träger auf sich genommen haben, so dass diese keinen Zoll zu zahlen brauchten.

Die Passeirer Säumer hingegen lieferten mit ihren Pferden Waren über den Jaufen und besorgten auch den Transport von Lebensmittel, Holz und Erzen für und vom Bergwerk Schneeberg in Hinterpasseier. Im Mittelalter waren die Passeirer Säumer die offiziellen Hoflieferanten für die Landesfürsten auf Schloss Tirol bzw. in Innsbruck. Im Gegenzug erhielten sie zahlreiche Privilegien. Die Bedeutung des Saumwesens zeigt sich auch daran, dass es in Passeier teilweise über 300 Pferde gab. Weil der Jaufen so „streng“, will heißen so beschwerlich war, erhielten die Passeirer im Mittelalter sogar ein besonderes Privileg vom Landesfürsten: Für fünf geladene Pferde wurden ihnen am Zolll nur vier berechnet. Ebenfalls im Mittelalter wurde auf der Passhöhe das Jaufenhaus errichtet, das für die Verpflegung und Unterbringung von Pilgernden und Reisenden zuständig war. Der Wirt am Jaufenhaus hatte unter anderem die Verpflichtung, abends und bei schlechten Wetter von der Passhöhe aus dreimal zu schreien und abzuwarten, ob er Hilferufe hört. Einige illustre Gäste sind über den Jaufen gereist, so zog Kaiser Ludwig von Brandenburg mit zahlreichem Gefolge über den Jaufen nach Meran. Dort fand die Hochzeit seines Sohnes mit der Landesfürstin Margarethe „Maultasch“ von Tirol statt. Der Bischof von Freising, der die Trauung vollziehen sollte, stürzte dabei auf dem Jaufen vom Pferd und starb.

Ab dem 15. Jahrhundert ging der Verkehr über den Jaufen zurück. Der Kunterweg durch die Eisackschlucht war zum Fahrweg ausgebaut worden, die Jaufenroute konnte damit weder finanziell noch zeitlich mithalten.

Zeitweise gab es sogar einen eigenen Postbotenlauf über den Jaufen. Die Jaufenpost konnte sich aber nicht lange halten. Kurios auch die Vermessung des Jaufens aus dem Jahre 1725. Ein gewisser Amandus Platter hatte von Hand (!) sämtliche Entfernungen, Brücken, Schranken (Geländer) und Firlegbamb gemessen und sogar die Schneestangen gezählt. Im 17. Jahrhundert verfiel der Jaufenweg zunehmend. Selbst gut gepflasterte Abschnitte waren teilweise zerstört, dass sie nur noch mit Mühe zu Fuß zu passieren waren. Der Passeirer hält jedes Künsteln am Wege als verlorene Liebesmüh, schreibt ein Zeitgenosse dazu treffend. Um 1830 versiegte der Saumhandel über den Jaufen. In der Folge ging der Umsatz der Wirtshäuser stark zurück. Die Anzahl der Pferde in Passeier fiel von 230 Tieren im 18. Jahrhundert auf elf Pferde um 1850. Viele Passeirer verloren ihre Einnahmequelle und fanden im Tal keine Arbeit mehr. In diese Zeit fiel auch der stärkste Bevölkerungsrückgang im Passeier.

Bereits 200 Jahre vor dem Bau der Jaufenstraße tauchten die ersten Pläne für eine Wagenstraße über den Jaufen auf.
Alle Pläne scheiterten aber an den Passeirern selbst. Sie brachten stets zahlreiche Gegenargumente vor – der Nutzen sei  nicht von Belang, der Verkehr könnte die Wiesen schädigen, durch eine Straße würden sich  Sittenverderbnis und Unglaube einschmuggeln .... Ihr Hauptgrund für den Widerstand war aber stets die Sorge vor den Baukosten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts drängte vor allem die Stadt Meran auf die Errichtung der Jaufenstraße, um für die Touristen bequemer erreichbar zu sein sowie den Gästen ein neues Ausflugsziel in der Umgebung anbieten zu können. Als die Passeirer dann endlich die Vorteile einer Straße erkannten, begannen die Streitigkeiten über die Beteiligung der Kosten sowie über den Straßenverlauf.

Leider haben wir keinerlei Notizen, Tagebuchaufzeichnungen oder Pläne vom Bau der Jaufenstraße.
Die einzigen Quellen sind die zeitgenössischen kurzen Berichte in den Lokalzeitungen. Sie erzählen von Felssprengungen, von über 900 Arbeitern, von Problemen wie brüchiges Gestein, rauhes Klima und Schwierigkeiten bei der Verpflegung und Unterbringung der Arbeiter. 1907 wird sogar von einer Demonstration berichtet, bei der die Arbeiter eine Lohnerhöhung erreichten. Obwohl zu Beginn mit der Fertigstellung im Jahr 1909 gerechnet worden war, konnte erst 1911 die erste Probefahrt gemacht werden. In dreieinhalb Stunden fuhren 11 Automobile von Meran nach Sterzing (heute benötigt man hierfür 2 Stunden weniger). Im Jahr darauf, am 15. Juni 1912 erfolgte auf dem Jaufenpass die offizielle feierliche Eröffnung der Jaufenstraße. Der Bau der Straße – 35 km lang und 5 m breit – hatte also acht Jahre gedauert und über 3.000 Kronen (das sind zirka 10 Mio. Euro) gekostet (diese Summe entsprach zwei Drittel mehr als veranschlagt).

Im Anschluss an die Eröffnung der Jaufenstraße wurde das Automobilverbot auf der Strecke Meran – St. Leonhard aufgehoben. Dagegen protestierten die Passeirer vergeblich wegen der großen Gefahr für Mensch und Tier. Ein Jahr nach der Eröffnung erhielt die Jaufenstraße eine Postautolinie. In den Sommermonaten verkehrte zweimal täglich ein Postauto mit 13 Sitzplätzen von Meran nach Sterzing und retour.

Lange Zeit fuhren auf der neuen Jaufenstraße noch zahlreiche Kutschen und Fuhrwerke.
Auch die  Stellwagen des Theis- und Stroblwirtes von St. Leonhard waren anfangs neben den Postautos im Einsatz. Die Stadt Meran organisierte Gesellschaftsausflüge für Einheimische und Gäste. Zeitungen und Werbebroschüren beschrieben die Straße als eine der schönsten Hochalpenstraßen, als eine Kunststraße mitten über die Berge. Im ersten Sommer wurden knapp 570 Automobile über den Jaufen gezählt. Während des Ersten Weltkrieges war der Verkehr eingestellt. Nach dem Weltkrieg übernahm eine Trentiner Gesellschaft den Postautoverkehr über den Jaufen, auch das Privatbusunternehmen Johann Kofler besorgte diesen Dienst.

Ab 1931 fuhren die roten Busse der SAD und die gelben Autocars des Landesverkehrsamtes Innsbruck über den Jaufen.
Die Betreuung der Jaufenstraße unterstand ab 1919 dem Staatsbauamt („Genio civile“), ab 1928 der „Azienda Autonoma Statale della Strada“ (A.A.S.S. – von den Einheimischen mit „Avanti avanti senza soldi“ übersetzt), ab 1948 der „Azienda Nazionale Autonoma delle Strade“ (ANAS) und seit 1997 der Autonomen Provinz Bozen.

Im Winter wurde die Jaufenstraße auf Ratschingser Seite für Bobrennen (Rodelsport) genützt. Die Straße wurde täglich mehrere Stunden lang für diesen Sport (teilweise waren es internationale Rennen) reserviert. Das erweckte den Unmut der Bauern, die den verschneiten Weg auch für Holzfuhren und als Gehweg nutzen wollten.

Ab 1960 wurde die Jaufenstraße geteert.
Auch der Tunnel bei der Glaitner-Kehre wurde geschlossen, die Schutzgalerie beim Vermaltal und mehrere Kehren wurden ausgebaut. Im Laufe der Jahrzehnte spuken in einigen Köpfen auch verschiedene Gedanken wie Jaufentunnel, Luftkissen und sogar einer Autobahn herum, die jedoch nie konkret wurden. In den 80er Jahren kam es zu mehreren Überfällen auf bundesdeutsche Touristen am Jaufen. Die Tourismusvereine veröffentlichten hierzu Warnungen. Seit 1989 ist der Jaufenpass auch im Winter mit Nachtsperre geöffnet. Große Probleme verursacht der Wind mit seinen Verwehungen mit Schneehöhen von drei bis vier Metern. Schon kleine Lawinen können für die Arbeiter verhängnisvoll sein. Auch Autofahrer, welche die Lage unterschätzten, sind samt Auto schon eingeweht worden und mussten von den zuständigen Straßenarbeitern ausgeschaufelt werden. In den letzten Jahren wurden mehrere Lawinenschutzbauten errichtet. Bis 2015 sollen die Lawinen- und Steinschlagschutzbauten verbessert bzw. eine Galerie erbaut werden.

Interessantes aus der Zeit der Anfänge des Automobils.
Die Autokennzeichen waren bis 1920 mit dem Buchstaben „T“ (Trient)  versehen, danach galt die Kennzahl „73“. Die erste Fahrschule in Meran gab es ab 1925 (Puccini). Zu dieser Zeit gab es in St. Leonhard drei Lastwagen und zwei Motorräder, aber noch keine Autos. Erst 1928 musste jedes Kraftfahrzeug mit einer Hupe versehen sein. Das Automobil war für die Leute einerseits ein Wunder  („dass eppis ohne Ross fohren konn...?), andererseits aber ein Monster („Der Staab und der Höllenlärm! Hennen stiabm assnonder und die Resser  werden wilde“). Die Stellwagenkutscher verparkten ihnen auch teilweise absichtlich den Weg. Die Fußgänger liefen panisch in die falsche Richtung und überhaupt mussten sich die Leute an „beschleunigte Reaktionen“ auf dem Dorfplatz erst gewöhnen, wenn ein Automobil daherkam.

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