Ach, du Langer Neuner!
Eine Fotostrecke mit Suchspiel
Von Tobias Egger-Karlegger
Sein markanter Bart und seine lange Statur sind unverkennbar. Die Rede ist von Josef Pixner, vulgo der Långe Nainer, geboren am 17. Juni 1871 in Pill auf dem Unterzaglhof oder besser bekannt als Nainer. Als Bergführer, Feuerwehrkommandant, Jäger, Schütze, Musikant, Tischler, Gastwirt und Gemeindevorsteher von St. Leonhard taucht er immer wieder auf alten Fotos auf und fasziniert mit seinem dominanten Auftreten.
Wer erkennt ihn auf folgender Fotostrecke? Die Auflösungen (Josef Pixner in Grün markiert) finden sich jeweils im Folgefoto (Pfeil nach rechts).
Josef Pixner und der Verein „Vince Luna“. Der Verein der „Umgestülpten“, wie er auch genannt wurde, war ein Verein für Geselligkeit, Ausflüge, Musik und Gesang. Die Mitglieder waren allesamt angesehene Personen aus Passeier (vgl. Blogartikel zu Fotograf Franz Ploner). Vermutlich hat sich der Verein aus einer Studentenverbindung des ehemaligen Gemeindearztes von St. Leonhard, Dr. Eduard Neurauter, abgesandt. Foto: Um 1923/24. Fotobesitz: Familie Ploner.
Das nächste Bild ist schon eine Spur schwieriger. Dieselben neun Gefährten, aber ohne Hut. Der Pfeil nach rechts führt zur Auflösung.
Josef Pixner bei der 15-jährigen Gründungsfeier der „Umgestülpten“ 1913. Der Verein wurde 1928 aufgelöst, nachdem Josef Pixner vor den Faschistischen Behörden ausgewandert war. Siehe auch Blog zum verschollenen Fotografen Franz Ploner. Fotobesitz Familie Ploner.
Immer noch einfach. Auf dem einzigen Gruppenbild, in dem ausnahmsweise mal die Frauen überwiegen, ist Josef Pixner schnell gefunden.
Frauenrunde aus St. Leonhard um 1925, mit Josef Pixner als Vorsteher. Foto: Karl Gögele. Fotobesitz: Pfarrarchiv St. Leonhard.
12 Personen sind auch noch überschaubar. Im nächsten Foto ist er deshalb gut auszumachen. Zum markierten “Grünen Neuner” gelangt man über den Pfeil rechts im Bild.
Josef Pixner und die Geistlichkeit. 1926 fand das Priesterjubiläum von P. Florian Salutt in Platt statt. Fotobesitz: Talarchiv Passeier.
Was findet Google zu “Langer Neuner”? So nennt man lange und 9 Pfund schwere Marine-Kanonen. Auf dem folgenden Foto aus Kriegstagen gibt es keine Kanonen, sehr wohl aber einen (jungen) Långin Nainer. Wer ihn nicht findet, klickt auf den rechten Pfeil.
Josef Pixner im Krieg. Während des Ersten Weltkrieges war der Långe Nainer Hauptmann im Batallion Passeier. Fotobesitz: Familie Egger-Karlegger.
Und weiter zum nächsten Gruppenfoto. Am 30. November 1926 werden mehrere Fotos mit Josef Pixner geschossen, mit weiteren Promis vor festlich geschmücktem Kirchlein.
Die Kapelle beim Puëcher in der Kellerlahn steht an ihrem Einweihungstag am 30.11.1926 im Rampenlicht. Fotobesitz: Heimatpflegeverein Passeier.
Das nächste Bild. 22 fröhliche Gesichter – und ausgerechnet der Långe Nainer macht ein langes Gesicht.
Josef Pixner mit Musikanten oder Schützen beim Wirt in Walten, direkt neben der Kirche. Fotobesitz: Familie Egger-Karlegger.
Nun sind wir schon bei 25 Personen. Diesmal sind es lauter neunmalkluge Köpfe – da darf der “Neuner” nicht fehlen.
Josef Pixner als Gemeindevorsteher. Der Långe Nainer vermutlich bei einer Lehrerkonferenz vor dem Gasthaus Edelweiß in St. Leonhard. Foto: Um 1925. Fotobesitz Familie Egger-Karlegger.
Wieder 25 Menschen auf dem Foto – samt sechs Instrumente. Und der Långe Nainer spielt natürlich nicht das kürzeste.
Josef Pixner als Musikant. Foto vom Gasthaus am Schneeberg, vermutlich um die Jahrhundertwende. Wahrscheinlich war es ein Ausflug vom Verein “Vince Luna“, denn es sind noch weitere bekannte Gesichter von Mitgliedern zu sehen, vgl. das erste Foto dieser Fotostrecke. Fotobesitz: Familie Ploner.
Josef und die 40 Feuerwehrmänner. Zuerst den Långin Nainer in Uniform und mit Helm suchen, dann über den Pfeil rechts im Bild zur Auflösung.
Josef Pixner als Kommandant. Gruppenfoto der Freiwilligen Feuerwehr St. Leonhard im Jahre 1921. Fotobesitz: Familie Ploner.
Was beim Kegeln gilt, gilt auch hier: Am besten alle Neune! Wer den Långin Nainer findet, ist schon weit gekommen.
Josef Pixner 1924 beim Priesterjubiläum von P. Vigil Kofler vor dem Gasthaus Platterwirt. Rechts neben Josef Pixner steht der damalige Gemeindearzt, Dr. Romedius Ebner, der im sogenannten Doktorhaus in St. Leonhard wohnte. Fotobesitz: Daniel Hofer.
Ach du grüne Neune! Wo inmitten des Grünzeugs und 43 Musikanten und Schützen steckt der “Lange Neuner”?
Gruppenfoto der Musikkapelle und einiger Schützen von St. Leonhard und St. Martin, möglicherweise entstand es bei einem Traubenumzug in Meran. Fotobesitz: Familie Egger-Karlegger.
Auch hier knifflig. Weniger die Suche nach Josef Pixner inmitten der 47 Personen – sondern das Rätsel, um welche Feierlichkeit mit Mädchen und Frauen es sich hier handelt.
Josef Pixner bei der Musikkapelle. Das Foto mit der Musikkapelle Andreas Hofer ist nach dem Ersten Weltkrieg entstanden, vermutlich bei einer Erstkommunion oder Firmung Anfang der 20er Jahre. Der Långe Nainer als Stabführer, die drei Männer im Anzug vorne sind v.l. Johann Delucca, Leonhard Kofler – Unterzëgg und der Lehrer Stefan Wurzer. Foto: Alois Oczlon. Fotobesitz: Familie Egger-Karlegger.
Das fünfzehnte Foto, eine Hochzeit. Das Brautpaar lässt sich mit 45 Verwandten und Bekannten verewigen.
Eine Hochzeitsgesellschaft inklusive Streichmusik posiert im Schnee vor dem Platterwirt. Fotobesitz: Talarchiv Passeier.
Finale! Viel Spaß mit dem sechzehnten und letzten Bild: Dieses Gruppenfoto mit dem “Langen Neuner” inmitten von 120 Männern, zwei Frauen sowie zu Füßen des Andreas Hofer ist wohl nicht zu toppen.
Andreas-Hofer-Feier 1909 am Bergisel bei Innsbruck. Fotobesitz: MuseumPasseier.
Wir freuen uns, wenn weitere Långe-Nainer-Fotos auftauchen, die wir hier veröffentlichen können.
Lebensdaten zu Josef Pixner
1871
Josef Pixner wird am 17. Juni 1871 in Pill auf dem Unterzaglhof – besser bekannt als Nainer – geboren.
Jahrhundertwende
Der Tourismuspionier war nicht nur Fremdenführer, sondern auch beim Bau vieler Wanderwege und Schutzhütten wie der Stettiner und Zwickauer Hütte, wo er zeitweilig auch Hüttenwirt war, als Unternehmer tätig. Um die Jahrhundertwenden soll er zeitweise bis zu hundert Arbeiter beim Wegebau beschäftigt haben. So ist heute das Biwak am Rauhjoch auf 2707m nach ihm zu Ehren benannt.
1903
Am 24. Februar 1903 heiratete er in Untermais Maria Ennemoser vom Zornhof in St. Martin – Kinder hatten sie keine.
1914
Im ersten Weltkrieg war Josef Pixner Hauptmann beim Standschützenbataillon Passeier.
1920
Im September 1920 wurde er Wirt beim Gasthof Edelweiss (später Gebäude des Gemeindeamt und heutiges Postamt) in der Kohlstatt von St. Leonhard.
1922
Im Jahr 1922 wurde er zum Gemeindevorsteher (Bürgermeister) von St. Leonhard gewählt. Zuvor war er schon Obmann der Ortsgruppe der Tiroler Volkspartei. Zu dieser Zeit war er auch Feuerwehrkommandant von St. Leonhard.
1926
Durch die Auflösung aller Ämter durch die Faschisten musste der “Lange Neuner” im Mai 1926 den italienischen Beamten und Kommissionären weichen.
1928
Laut Zeitungsartikel in “Der Südtiroler” musste Josef Pixner aufgrund von Unstimmigkeiten mit den italienischen Behörden im April 1928 auswandern. Er soll vor der drohenden Internierung und Verbannung geflohen sein, nachdem er von den Faschisten beschuldigt worden war, italienfeindliche Propaganda betrieben zu haben. Am 26. April wurde er von einem Freund gewarnt und beschloss daraufhin, in der Nacht vom 27. auf 28. April eine „abenteuerliche und gefahrvolle Flucht über die Berge“ zu unternehmen. Seine Frau begleitete ihn auf der Flucht. Ihr Eigentum mussten sie zurücklassen. Es wird erzählt, dass er von der Zwickauer Hütte über den Seelenkogel nach Tumpen im Ötztal geflohen sei, wo er zum Teil dann auch gelebt hat.
1929
Auch in der neuen Heimat blieb er kein unbekannter Mann. Da er ein ausgezeichneter Redner war, wurde er auch als Gastredner eingeladen wie z.B. im Juli 1928 bei der Kundgebung der Tiroler Nationalräte zur „Antwort Tirols an Italien“ am Berg Isel mit mehr als 10.000 anwesenden Zuhörern. Oder beim Südtirolerabend in Kitzbühl im Februar 1929 und im März 1929 bei der Gründungsfeier des Andreas-Hofer-Bundes Reutte bzw. im September 1929 in Seefeld.
1931
1931 zog er sich als Gastwirt in Brixlegg zurück und betrieb dort den Gasthof „Hygna“. Danach verliert sich seine Spur nach und nach.
1957
Gestorben ist der “Lange Neuner” am 16. Dezember 1957 in Rattenberg.